Am 1. September 2023 fand die vierte Lange Nacht des Menschenrechts-Films im Abaton Kino statt. Es wurden die prämierten Filme 2022 präsentiert, Filmemacher:innen waren anwesend und es gab anschließende Gespräche mit den Filmemacher:innen.

Folgende prämierte Filme wurden gezeigt:

A Black Jesus
Filmlänge: 1:32:00,
Genre: Dokumentarfilm
Regisseur: Luca Lucchesi

Synopsis: In dem sizilianischen Städtchen Siculiana finden sich die Menschen seit langer Zeit Anfang Mai zu einer großen Prozession zusammen, bei der ein Kruzifix mit einer schwarzen Jesusfigur durch die Straßen getragen wird. Als ein 19-jähriger Flüchtling aus Ghana als Kreuzträger daran teilnehmen will, geraten die Gemüter in Wallung. Mit großem Gespür für Stimmen und Stimmungen fängt der Dokumentarfilm die Gemengelage ein und formt daraus ein offenes Werk, das zum Weiterdenken animiert und die vielfältigen Widersprüche der Gegenwart in schmerzhafte Zeitbilder gießt.

Fertigstellung des Films: 2020
Sprache: Mehrsprachig
Verfügbare Sprachen als Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte

Der lange Weg der Sinti und Roma
Filmlänge: 00:44:56
Genre: Dokumentation
RegisseurIn: Adrian Oeser

Synopsis: Jùlie Halilić ist stolz, wenn sie an ihren Großvater denkt. Wallani Georg erkämpfte gemeinsam mit anderen Bürgerrechtlern, dass der Massenmord an den Sinti und Roma 1982 als Völkermord anerkannt wird. Begonnen hatte es mit einer Besetzung der KZ-Gedenkstätte Dachau. Elf Sinti traten dort 1980 in den Hungerstreik, weil die Verfolgung für Angehörige ihrer Minderheit mit der Befreiung nicht endete, weil der Rassismus gegen Sinti und Roma ungebrochen fortbestand. Sie texteten ein beliebtes Wanderlied um, um darauf aufmerksam zu machen: „Lustig ist das Zigeunerleben, Faria, Faria ho – Staat braucht uns keine Rechte (zu) geben, Faria, Faria ho“. Die Aktion in Dachau markierte den Beginn der Bürgerrechtsbewegung, eines langen Weges der Emanzipation. Die Auschwitz- Überlebende Zilli Schmidt kämpfte viele Jahre um Anerkennung ihrer Verfolgung aus rassischen Gründen. Die Musiker Manolito Steinbach und Romani Weiß wuchsen in den 1970er Jahren in West- Berlin auf. Sie erzählen davon, wie sie lange Zeit lieber unsichtbar bleiben wollten, wie diese Vorsicht erst nach und nach einem neuen Selbstbewusstsein wich. Gianni Jovanovic erlebte, dass die Verfolgung auch mit der Anerkennung des Völkermords nicht endete. Nachdem er 1982 einen Bombenanschlag in Darmstadt überlebt hatte, wurde wenig später das Haus seiner Verwandten in einer Nacht- und Nebelaktion von der Stadt abgerissen. Mit diesen persönlichen Lebenswegen zeichnet der Film emotional und eindrucksvoll die Geschichte von Deutschlands größter nationaler Minderheit nach und macht Perspektiven und Erzählungen sichtbar. Individuelle Geschichten und bisher kaum gezeigtes Archivmaterial nehmen mit in eine Zeit, in der Sinti und Roma weiter diskriminiert wurden und in der sie sich schließlich zur Wehr setzten. Unter den historischen Aufnahmen aus den ARD-Archiven fand Filmautor Adrian Oeser viele Szenen, die deutlich machen, wie stark der Rassismus gegen Sinti und Roma nach 1945 fortdauerte – und auch im öffentlich- rechtlichen Rundfunk immer wieder befeuert wurde. Die Dokumentation „Der lange Weg der Sinti und Roma“ ist damit auch eine kritische Auseinandersetzung der ARD mit ihrer eigenen Geschichte. Der Film zeigt darüber hinaus, dass eine Aufarbeitung in vielen gesellschaftlichen Bereichen bis heute notwendig ist. Bis in die 1980er Jahre arbeiteten Landeskriminalämter und Forscher in ganz Deutschland mit den Akten der Rassenhygieniker aus der Nazizeit weiter, um Sinti und Roma systematisch zu erfassen. Erst die Bürgerrechtler konnten diese Aktenbestände in den 1980er Jahren freipressen. Beeindruckendes Archivmaterial zeigt, wie sie die Dokumente ihrer Verfolgung fast vierzig Jahre nach der Befreiung erstmals in den Händen halten. Zu realisieren, dass die systematische Stigmatisierung so lange andauerte, belastet den Bürgerrechtler Rudko Kawczynski bis heute. „Der lange Weg der Sinti und Roma“ ist ein Film über Geschichte, die nicht abgeschlossen ist, über eine Zeit, die bis heute fortwirkt. Ein Film übers Gestern fürs Heute.

Fertigstellung des Films: 2022
Sprache: Deutsch

Geamăna
Filmlänge: 00:30:00
Genre: Dokumentarfilm
RegisseurIn: Matthäus Wörle

Synopsis: Vor langer Zeit war Geamăna ein rumänisches Dorf im Apuseni-Gebirge, welches etwa 1000 Menschen beheimatete. Heute ragt lediglich die Kirchturmspitze aus dem giftigen Schlamm eines benachbarten Kupferbergwerks. Fast alle Häuser sind versunken und ihre Bewohner geflohen. Nur wenige Menschen hielten an der Heimat fest. Am Rande der Vergangenheit bestreitet Valeria Praţa ihre Gegenwart – und wird von der Zukunft bedroht.

Fertigstellung des Films: 2021
Sprache: Rumänisch
Verfügbare Sprachen als Untertitel: Deutsch, Englisch

Ich wünsche mir...
Filmlänge: 00:04:54,
Genre: Kurzspielfilm
ein Film von Anna Broghammer, Marie Freynik, Felix Günter und David Moosmann (9-11 Jahre, Klasse 4, Grundschule Tennenbronn im Schwarzwald) + Kerstin Heinlein (AG Leiterin)

Synopsis: Ein Mädchen sitzt an ihrem Tisch vor dem Fenster und schreibt in ihr Tagebuch. Sie schreibt von ihrem Wunsch, fliegen zu können und träumt sich mit den Blättern hoch in den Himmel. Bald schon wird aus dem Sommerwind ein Sturm und aus dem Traum ein Albtraum.

Fertigstellung des Films: 2022
Sprache: Deutsch

Hintergründe zur Produktion:
Der Ukrainekrieg ist ein Thema, mit dem sich auch schon Kinder auseinandersetzen. Sie nehmen die Nachrichten in den Medien wahr, reagieren sensibel, tief, emphatisch. In der Schule wurde es immer wieder thematisiert und intensiv darüber besprochen. Vor diesem Hintergrund ist der StopMotion Film entstanden. Es stellt die Sichtweise eines gleichaltrigen Mädchens dar, dessen Welt innerhalb kürzester Zeit nicht mehr war wie vorher. Die Fröhlichkeit wich der Angst und aus den Tagträumen wurden durch den Krieg Albträume. Der Film hat kein gutes Ende, wie es für Grundschüler typisch sein mag, sondern wirft die Frage nach der Situation der Kinder auf und damit auch nach deren Menschenrechte. Die Filmcrew bestand aus vier SchülerInnen der Klasse 4 also im Alter zwischen 10 bis 11 Jahren. Medienpädogogisch wurde das Projekt von Kerstin Heinlein begleitet und technisch unterstützt, die seit 2015 an der Grundschule die Medienwerkstatt AG anbietet und 2017 mit dem Sonderpreis für Jugendbegleiter.Kultur.Schule. durch das Kultusministerium Baden-Württemberg für das besonders kreative medienpädagogische Konzept ausgezeichnet wurde. Immer wieder werden aktuelle Themen wie die Klimakrise und mit diesem Film auch das schwer lastende Thema des Ukrainekriegs mittels des Mediums Film umgesetzt. Die Kinder lernen dabei über das Medium Film Stellung zu beziehen und sich auszudrücken, neben den technischen Fertigkeiten und kreativen Herangehensweisen. Ich wünsche mir... beleuchtet die Situation der Kinder im Ukrainekrieg in einem kurzen szenischen Film.

MONITOR - Europas Schattenarmee: Pushbacks an der kroatisch-bosnischen Grenze
Filmlänge: 00:13:55,
Genre: Beitrag Politikmagazin
Regisseur*innen: Shafagh Laghai, Nicole Vögele, Klaas van Dijken, Jack Saproch, Srdjan Govedarica, Andrea Beer, Jerko Bakotin, Phevos Simeonidis, Bashar Deeb, Steffen Lüdke, Els van Driel, Andrei Popoviciu, Lamia Šabić, Danka Derifa Redaktionsleitung: Georg Restle

Synopsis: Filmaufnahmen eines europäischen Rechercheverbundes, an dem neben MONITOR „Lighthouse Reports“, SRF Fernsehen, ARD Radio Wien, Der Spiegel, Pointer, Novosti und RTL Kroatien beteiligt waren, belegen schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen durch maskierte Uniformierte an der kroatischen Grenze zu Bosnien. Die Bilder zeigen unter anderem, wie Flüchtende mit Schlagstöcken über die Grenze aus der EU hinausgeprügelt werden, so dass sie in Kroatien keinen Asylantrag stellen können. Weitere Aufnahmen belegen, dass Flüchtende von Kleintransportern aufgegriffen und illegal über die Grenze zurück nach Bosnien gebracht werden. Bei den Maskierten handelt es sich nach den Recherchen um Mitarbeiter der kroatischen Polizei. Berichte über illegale Zurückweisungen, so genannte Pushbacks, an der kroatisch-bosnischen Grenze gibt es schon seit Jahren. Bislang haben kroatische Behörden allerdings bestritten, dass sie von staatlichen Polizeibeamten durchgeführt werden. Die gemeinsamen Recherchen des Rechercheverbundes zeigen nun, dass die illegalen Zurückweisungen systematisch und staatlich organisiert sind und auch gewaltsam erfolgen. Allein zwischen Mai und September 2021 filmte das Rechercheteam elf solcher illegalen Pushbacks an fünf verschiedenen Orten an der kroatisch-bosnischen Grenze. Insgesamt sind 38 Polizisten zu sehen und 148 Menschen, die zum Teil unter Einsatz erheblicher Gewalt über die grüne Grenze zurückgetrieben werden. Anhand der Uniformen und der Ausrüstung lassen sich die Männer als Mitglieder der kroatischen Interventionspolizei identifizieren, die dem Innenministerium untersteht. Sechs kroatische Beamte bestätigten nach Durchsicht der Bilder, dass es sich um die kroatische Interventionspolizei handele. Weitere Beamte, darunter ein Mitglied der Interventionspolizei, berichteten anonym von den Pushbacks. Intern werde die Operation demnach „Korridor“ genannt. Die EU und auch Deutschland unterstützen Kroatien seit Jahren bei der Grenzsicherung mit Geld und Ausrüstung.

Eine Recherche von: Shafagh Laghai, Nicole Vögele, Klaas van Dijken, Jack Saproch, Srdjan Govedarica, Andrea Beer, Jerko Bakotin, Phevos Simeonidis, Bashar Deeb, Steffen Lüdke, Els van Driel, Andrei Popoviciu, Lamia Šabić, Danka Derifa, Redaktionsleitung: Georg Restle
Fertigstellung des Films: 2021
Sprache: Deutsch
Verfügbare Sprachen als Untertitel: Deutsch

Hayat springt
Filmlänge: 12:29,
Genre: Sozialdrama
RegisseurIn: Miriam Goeze

Synopsis: Die neunjährige Hayat lebt mit ihrem Vater in einer Geflüchtetenunterkunft. Sie liebt es, Spaß mit ihren Freund:innen zu haben – und ist genervt von ihrem Vater, der immer seine Ruhe haben will. Die Geschichte eines Sommertages, in der sich Hayat mehr traut, als sich nur heimlich durchs Fenster zu schleichen

Fertigstellung des Films: 2021
Sprache: Deutsch, Dari-Persisch Verfügbare Sprachen als Untertitel: Deutsch, Englisch
Film von Student:innen an der Hochschule für Fernsehen und Film München

Veranstalter:

Amnesty International, Bezirk Hamburg e.V., Bahá’í-Gemeinden Hamburg, Hamburgischer Anwaltverein e.V., peace brigades international/ Deutscher Zweig e.V., SEGEMI Seelische Gesundheit Migration und Flucht e.V., Evangelische Akademie der Nordkirche

Fotos von Ibrahim Ot, Freiberuflicher Pressefotograf, ibo.ot@icloud.com

 

Fotografin: Frau Martina van Kann, Fotografie, Gneisenaustraße 18, 20253 Hamburg, martina-v@n-kann.de, www.van-kann.de

Fotografin: Frau Martina van Kann, Fotografie, Gneisenaustraße 18, 20253 Hamburg, martina-v@n-kann.de, www.van-kann.de

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